In keinem Medium wird die Geschichte und Entwicklung der Spielsachen so gut dokumentiert wie in alten Spielzeugkatalogen. Mit Katalogen hat man relativ schnell einen Überblick was wann und wie lange hergestellt wurde und oftmals sieht man auch den ehemaligen Preis. Man kann so auch dokumentieren ohne wirklich alle Originale zu besitzen. Allerdings darf man nicht dem Trugschluss aufsitzen, dass die Kataloge objektiv seien. Manche Dinge wurden bereits vor achtzig Jahren geschönt dargestellt und nicht immer wurde auch wirklich alles produziert, was man in Katalogen findet.
Die Firma dinky Toys gehört zu den wirklich Pionieren der Modellautobranche. bereits in den 30er jahren stellte man Modelle im 1:43 aus Guß her. Zu dieser Zeit dominierten allgemein noch Blechspielsachen. Mit Produktionsstätten in England und Frankreich war man schon in den 50er Jahren sehr international aufgestellt. Interessant ist es die unterschiedliche Gestaltung der Kataloge zu vergleichen, auch unter Heranziehung des CORGI Kataloges von 1977. Dieser wird schon von der Action dominiert, den Kindern wird vermittelt für was ihre Spielsachen stehen, hier für die Abenteuer von James Bond und Batman.
Das waren noch Zeiten als Breuninger in Stuttgart eine Spielwarenabtielung hatte in der man wirklich alles finden konnte, Modelleisenbahnen, Autos von Wiking und Corgi, Puppen von Schildkröt, ... Das war noch bis in die 1980er Jahre hinein so, danach wurde dann radikal abgebaut. Schade. Wunderbar sind auch diese alten Kataloge mit wunderbarem Design, da möchte man gleich einkaufen.
Wer sich etwas näher mit dem Thema Modellbahn und Modellbahnhersteller befasst wird feststellen, dass es auch in der Schweiz früher eine sehr umfangreiche Produktion gab, die sich heute in dem Hochlohnland aber kaum mehr lohnt. Spur 0 und Spur I Lokomotiven des Herstellers SPRING aus Wettingen waren aber auch schon in den 70er Jahren sehr teuer.
Auch wenn die Firma Heinzl aus Reutlingen in den 70er Jahren ein umfangreiches Programm an hochwertigen H0-Modellen herstellt sind diese heute nur sehr schwer zu finden. Das liegt zum Einen vermutlich daran, dass die Modelle bereits damals sehr teuer waren und zum anderen, dass sie auch sehr empfindlich sind und schnell kaputt gehen.
Spielzeugkataloge bilden auch immer sehr gut die Zeit ab in denen sie entsanden sind. Dieser Katalog von Käthe Kruse aus dem jahre 1973 ist z. B. absolut vom Thema Flower Power inspiriert.
Immer wieder findet man Kataloge von Modellbahnzubehörherstellern von denen man vorher noch nie etwas gehört hat. So ist es mir auch mit der Firma Mausolf aus Rendsburg ergangen. Die Mausolf KG muss zumindest zu Beginn der 70er Jahre Zubehör wie Gebäude und Brücken für Gartenbahnen hergestellt haben.
Über Jahrzehnte, vor allem von den 1930er Jahren bis zur Jahrtausendwende waren Kataloge das wichtigste Werbemittel der Spielzeughersteller. Darum wurde auch viel in ihre Herstellung investiert. Kaum ein deutscher Junge der 50er bis 70er Jahre der kein Wikingauto besessen hätte. Noch heute schwärmen viele davon, wie sie die Kataloge wieder und wieder gelesen haben und sich ankreuzten was vorhanden war und was noch gewünscht wurde.
Ab etwa Mitte der 1850er Jahre bis zu Beginn der 1980er Jahre befand sich im Köngsbau in Stuttgart das Spielwarenfachgeschäft C. Blumhardt & Cie. Hier gab es hochwertige Spielsachen nahezu aller namhaften Hersteller. Man war mit den Inhabern des Spielzeugherstellers Blumhardt aus der Falkertstraße in Stuttgart-West zwar verwandt aber unterhielt wohl keine näheren Geschäftsbeziehungen.
Eine sehr gesuchte Sammlerrarität ist die Einschinenbahn von PIKO aus Sonneberg. Während die Disneyland Alweg Monorail aus dem Hause Schuco immer wieder auftaucht findet man das Gegenstück von PIKO nur sehr selten. Die Bahn dürfte erstmals um 1964 hergestellt worden sein, ob es ein Vorbild in echt gibt kann ich nicht sagen.
Wer heute in ein Kaufhaus geht und sich in der Spielwarenabteilung umsieht ist meist sehr enttäuscht. Allenthalben wird dort das angebot von asiatischem Billigspielzeug dominiert. Nur wenige Markenspielwaren finden sich meist, in der regel die ganz bekannten und wenig erklärungsbedürftigen Spielsachen wie Steiff-Tiere, BRIO, Lego oder Playmobil. Früher war das anders, da hatten die Kaufhäuser ein Vollsortiment an Spielwaren, auch so komplexe Artikel wie Modelleisenbahnen, machmal sogar Fernsteuerungsartikel. Sehr gut wird das in den alten Verkaufskatalogen dokumentiert, meist gab es zumindest zu Weihnachten eine umfangreiche Ausgabe. Der abngebildete Katalog ist vom Kaufhaus Breuninger in Stuttgart und man findet alles darin: Hausser-Elastolin, Steiff. Märklin, Prämeta, JNF, Siku, Technofix, Schuco, Fleischmann, Eheim, Trix, Ozaphan , ...
Ende Juli 2014 hat der der renommierte und seit 1946 in Stuttgart ansässige Betrieb WOLFRAM VOLLMER die Fertigung von Modelleisenbahnzubehör eingestellt. Im Jahre 1946 gegründet nahm man 1949 erstmals an der Nürnberger Spielwarenmesse teil, zuerst war die H0-Oberleitung der wichtigste Artikel über die Jahrzehnte wurde man allerdings zu einem der besten Hersteller von Modellbahnhäusern aus Kunststoff für die Modellbahn. Es ist wirklich schade, wie nach und nach diese bekannten mittelständischen Unternehmen verschwinden. Mit der Geschäftsaufgabe wurde Stuttgart und der Modellbahnsektor wieder etwas ärmer.
Im Jahre 1881 gründete Georg Adam Mangold in der fränkischen Spielzeugporduktionshochburg Fürth GAMA. Bereits 1882 nahm man die Produktion von Blechtieren auf und wurde bis zu den 20er Jahren einer der wichtigsten deutschen Blechspielzeugproduzenten. In den 50er Jahren arbeitet man intensiv mit Schuco zusammen und stieg auch in die Produktion von Spielzeugautos aus Zinkdruckguss ein. Schließlich wurde GAMA von Trix übernommen und 1980 kaufte Trix auch Schuco auf. 1996 wurde Trix an Märklin verkauft, zusammen mit GAMA und 2013 kaufte die Simba-Dickie-Gruppe auch Märklin auf. Über GAMA habe ich leider keine aktuellen Informationen.
Zu den bis heute aktiven und bekannten deutschen Spielzeugherstellern gehört die Firma Siku, Sieper aus Lüdenscheid. Besonders beliebt natürlich die Modellautos in Kunststoff oder Plastikausführung und heute die Wikingmodelle, die seit den 80er Jahren zu Siku gehören.
Spielzeugkataloge, die an private Kunden, sogar Kinder ausgegeben werden sind eine Erfindung des frühen 20. Jahrhunderts. Erst ab den 20er Jahren wurden diese vermehrt von Kaufhäusern, Spielwarengeschäften und Herstellern als Reklamemittel für den Endverbraucher eingesetzt. Zuvor gab es eigentlich nur Musterbücher mit denen den Verkäufern gezeigt wurde, was man im Angebot hatte. Dieser Märklin-Katalog von 1928 ist eine echte Rarität und beinhaltet, das Gesamtprogramm der damaligen Zeit von Kreiseln über Dampfmaschinen und Puppenherden zu den Modellbahnen.
Die Firma Tekno wurde 1928 im dänischen Kopenhagen gegründet. International bekannt wurde sie durch ihre Modellautoproduktion im Maßstab 1:43, die bald nach dem II. Weltkrieg aufgenommen wurde. In den besten Jahren verließen über 1 Million Modelle im jahr die Werkshallen. Nur wenige Spielzeugautos hatten die hohe fertigungsqualität von Tekno. 1974 wurde das Unternehmen nach Holland verkauft und verlagert. Tekno ist bis heute aktiv, allerdings weniger im Spielzeugsektor sondern im Bereich hochwertiger Werbemodelle insbesondere für LKW-Hersteller.
Die österreichische Firma Liliput ist den Modellbahnern sicher ein Begriff. Über Jahrzehnte stellte die Spielwarenfabrik Walter Bücherl in Wien H0-Modellbahnen von außergewöhnlich guter detaillierung her. Bei Sammlern heute besonders beliebt sind heute die Spur H0e Schmalspurbahnen nach österreichischen Vorbildern. Die ersten Modelle waren nach Vorbildern der Zillertalbahn und der Steiermärkischen Landesbahnen gestaltet.